Mit diesem Satz mache ich mir immer wieder bewusst, dass es wichtig ist erst zu verstehen und dann zu handeln.
Dazu fallen mir folgende Geschichten ein:
Die Geschichte mit meines Bruder’s Kurbelwange
Ich war bei meinem Bruder zu Besuch und begleitete ihn auch bei der Reparatur seines Fahrrad’s. Seine Tretkurbel an den linken Seite war verbogen und er wollte Sie austauschen. Nun stand ich neben ihm und sah wie er wild mit dem Hammer auf die linke Seite der Kurbel schlug ohne das sich der gewünschte Effekt - das Entfernen der Verschraubung - einstellte.
Nach einer Zeit bemerkte er, dass sich die Verschraubung nicht einen Millimeter bewegte. Dann fragte ich ihn, ob ich mir das vielleicht anschauen könnte. Ich hatte zwar eine Lehre als KFZ-Mechaniker abgeschlossen aber mit Fahrradmechanik noch nicht viel zu tun gehabt.
Also setze ich mich auf den Boden und begann zu analysieren. Ich sah ungefähr folgendes:
Mein Bruder hatte die Mutter (Verschraubung) auf der rechten Seite gelöst und schlug immer mit dem Hammer auf den Metallstift der auf der linken Seite herausragte. Dadurch hatte er diesen Metallstift schon ordentlich ramponiert.
Ich hatte bis dahin noch nie mit einer Fahrradkurbel zu tun gehabt und war daher vorsichtig in meinem Vorgehen.
- Zuerst machte ich mir bewusst, dass es einen Grund geben muss dass sich die Verschraubung trotz gelöster Mutter nicht bewegte
- Dann fiel mir auf, dass die Mutter auf der rechten Seite durch die Gewindesteigung nach rechts zog. Also in genau die Richtung in die mein Bruder mit dem Hammer schlug.
- Dann machte ich mir bewusst, dass es also in dem nicht sichtbaren Bereich etwas geben musst gegen das die Kraft der Gewindesteigung sich festziehen ließ
- Ich wusste nicht was es war und wie es aussah, dennoch wurde mir klar, dass der Metallstift nur in die linke Richtung gelöste werden kann
Dann löste ich die Mutter soweit, dass sie mit dem Ende des Gewindes abschloss.
Ich gab meinem Bruder den Hammer und bat ihn einen leichten Schlag auf die Mutter auf der rechten Seite zu geben.
Und siehe da der Metallstift löste sich in die linke Richtung und konnte nach dem kompletten abschrauben der Mutter nach links aus der Kurbelwange entfernt werden.
Auseinandergebaut verstand ich nun auch wie die Verschraubung funktioniert. Den im unsichtbaren Teil innerhalb der Kurbelwange befand sich ein Keil der mit der Mutter verspannnt wurde.
Die Geschichte mit der Schrotmühle
Vielleicht ein Jahrzehnt später gab es wieder eine Situation in der mir dieser Merksatz sehr viel Arbeit (und vielleicht auch Ärger) erspart hat.
Zu der Zeit arbeitete ich ehrenamtlich auf einem Bauernhof, pflegte und reparierte die technische Ausrüstung. Eines Morgens bat mich der Bauer die Schrotmühle zu reparieren. Sie hatte plötzlich überhaupt keine Funktion mehr. Zwar lief der Motor und man konnte auch hören, dass sich das Mahlwerk drehte. Allerdings kam unten aus der Mühle unbearbeitetes Getreide heraus.
Da die Schrotmühle über 40 Jahre alt war und immer zuverlässig funktioniert hatte, fiel mir dankenswerterweise eben oben genannter Merksatz wieder ein. Ich stellte mich also vor die Mühle und begann die vielen Schalter, Hebel und Einstellexzenter zu analysieren.
Zum Glück waren alle Bedienelemente rein mechanisch und so konnte ich von außen die Auswirkungen jedes Bauteils eingehend studieren. Es hat wirklich einige Zeit gedauert bis ich verstand welcher Hebel, Exzenter oder Schalter welche Auswirkung auf die Mechanik hatte. Und dann wurde mir klar was passiert war.
Der Bauernhof war gezwungen auch mit Aushilfen zu arbeiten. Diese Aushilfen hatten natürlich nicht unbedingt Erfahrung im Bedienen der landwirtschaftlichen Maschinen. So hatte wohl jemand den Einstellexzenter, der für die Stärke der Schrotung zuständig war, so weit in die falsche Richtung gedreht, das alle - zuerst eben auch ich - nicht auf die Idee kamen diesen Exzenter fast die ganze Länge des Gewindes zurückzudrehen.
Welch erhebender Moment als ich irgendwann - am anderen Ende des Einstellbereichs angekommen - ein gesundes schrotendes Geräusch wahrnahm und unten aus dem Ausfallschacht wieder geschrotetes Getreide fiel.
Und ich war sehr froh, dass ich nicht wörtlich auf den Bauern gehört habe und nicht sofort ins reparieren gekommen bin …
Heute würde ich den Merksatz weiter fassen:
Erst wenn ich es verstanden habe, kann ich es verändern
Nachdem ich mich eine Zeit lang als Soziomechaniker bezeichnet habe, kann man ihn aus meiner Sicht auch auf die Soziale Welt übertragen und sozusagen als Soziomechanik kultivieren.
Dieser Merksatz hat mich auch in meinem Lebensthema “ Wir brauchen eine neues Geldbewusstsein! ” an vielen Stellen weitergebracht.