Ich und meine Shampoo Flasche.

Lange Zeit habe ich meinen Umgang mit Shampoo für normal gehalten. Bis ich mich gefragt habe, ob denn niemand sonst auffällt, wie ich (wir) sogar bei so was einfachem, wie dem Nutzen von Shampoo hinters Licht geführt werden.

Richtig bewusst geworden ist mir das erst als der Hersteller meines Standard Shampoo’s groß “Jetzt mit 15 % mehr Inhalt” auf die Flasche gedruckt hat. Im ersten Moment dachte ich OK, da will mir jemand was schenken. Die Flasche war auch etwas größer als vorher. Doch unter der Dusche wurde ich auf einmal Stinksauer. Da war in meinem Kopf von Schenken nicht mehr die Rede, sondern nur noch von Betrug.

Als Mensch, der sich dem neurodiversen Spektrum zuordnet, analysiere ich im Grunde alles in meinem Leben und prüfe es auf einen möglichst effizienten und ressourcenschonenden Umgang. Es ist einfach unlogisch mehr zu verbrauchen als unbedingt nötig. Dies mach ich auch mit Duschgel. Jedesmal, wenn ich den Herstelle des Shampoo’s wechsle, taste ich mich langsam an das Optimum heran. Ich steigere langsam den Druck meiner Hand auf die Flasche um zu lernen, wie fest ich drücken muss, damit ich genau die Menge an Shampoo erhalte, die ich brauche. Und das ist weit, weit weniger als mir die Werbung weismachen will. Dieses Druckgefühl speichere ich und rufe es dann immer wieder ab.

Nun und als ich an jenem eben erwähnten Tag auf die Flasche drücke, die mir ja 15 % mehr versprochen hat, quillt bei meinem normalen Druck viel zu viel Shampoo aus der Flasche. Wirklich fast die doppelte Menge. Aha, denke ich und schaue in meinen gelben Sack. Dort finde ich die alte Flasche und erkenne sofort, dass das Ausflussloch fast doppelt so groß ist.

Ja, ich bin natürlich in der Lage meinen “Druck” auf die Flasche zu regulieren und auch mit dem großen Ausflussloch die richtige Menge Shampoo zu bekommen.

Doch was ist mit alle den anderen Menschen, die - aus welchen Gründen auch immer - nicht bewusst wahrnehmen, das sie im doppelten Sinne betrogen werden.

  1. Verbrauchen Sie mehr Shampoo als sein müsste …
  2. Verbinden Sie mit diesem Hersteller vielleicht eine positives Gefühl (Er gibt mir freiwillig mehr Inhalt), obwohl Sie in Wirklichkeit reingelegt worden sind.

Dies Methode erkenne ich auch in anderen Zusammenhängen. Ich habe Sie in meiner Zeit als Spediteur und Logistiker sogar sehr intensiv kennengelernt. Doch das ist eine andere Geschichte.