Ich weiß nicht mehr wann und wo dieser Satz in meinem Leben aufgetaucht ist. Wie ich gerade recherchiert habe, stammt er von Oscar Wilde.

Doch ab dem Moment des Erscheinens hatte er festen Platz in meiner Merksatzsammlung. Denn kondensierte Merksätze bringen für mich einen Zusammmenhang sehr prägnant auf den Punkt, der ansonsten manchmal mehrere Bücher braucht.


In meinem jungen Leben war ich umzingelt von Ansprüchen die an mich gestellt wurden. Und da ich von meinem dörflichen Umfeld schon früh als sonderbar wahrgenommen wurde, hatte ich viele Jahrzehnte lang immer das Gefühl als Andreas nicht richtig zu sein. Ich habe unfassbar viel Energie darauf verwandt “Normal” zu sein.

Doch was ist schon normal? Normalität ist scheinbar eine Projektion von Menschen, die sich selbst noch nicht gefunden haben.

Das Problem: In unserer Kultur ist es nicht üblich überhaupt nach sich selbst zu suchen.

So reiste ich bis zu meinem 30 Lebensjahr immer wieder durch die Welt um einen Ort zu finden, an dem ich ich selbst sein kann. Und suchte und suchte und fand ihn nicht.

Mit 30 zog es mich zurück nach Deutschland, da ich ein tiefgreifendes Erlebnis auf der Trauminsel Bali hatte, das in mir zum ersten Mal Heimweh auslöste. Mitten auf einer Motorradtour über die Insel hatte ich diesen wunderbaren Geruch von Morgentau in einem Tannenwald in der Nase.

Zurück in Deutschland versuchte ich als Unternehmer “mich selbst zu finden”. Scheiterte jedoch auch diesmal an den Ansprüchen meiner Umwelt.

Die Härte und Brutalität, die es brauchte um in diesem Markt zu bestehen, hatte ich einfach nicht. Und so scheiterte ich grandios und stand wieder mit leeren Händen bzw. ohne eine gelungene Selbstfindung da.

Nun die verschlungenen Pfade die ich die nächsten Jahre bzw. Jahrzehnte ging, werde ich vielleicht an anderer Stelle noch ansprechen. Jedenfalls ist mir wirklich erst durch die Austismus Testung unseres Sohnes mein wahres Selbst offenbart worden.

Ich bin bzw. funktioniere tatsächlich anders als viele andere Menschen. Meine Wahrnehmung ist so detailliert und so facettenreich, das es selbst mich manchmal überfordert. Ich bin mit meinen 64 Jahren immer noch lernender meiner eigenen Funktionalität. Und es freut mich jedesmal, wenn ich es schaffe meine “Besonderheit” (früher Anormalität) anzunehmen und sie nicht gegen mich zu richten.

Insofern kann ich nur herzhaft rufen:

Sei Du selbst, denn alle anderen gibt es schon!


Und weil es so schön ist hier einer meiner Lieblingssongs: LAVA 303 - Nicht Normal (Single)