In diesem Beitrag versuche ich mir über einen Zusammenhang klar zu werden, der mir immer wieder in meinem Alltag begegnet. Als Ausgangspunkt für die Verfertigung meiner Gedanken beim Schreiben nehme ich nun einfach mal die Verwendung des Begriffs “Belonging 1” in einem Online Call zum Thema “Community Building 2”
Ja, ich als jemand der im letzten Jahrtausend geboren wurde, stoße mich zuallererst auch daran, wenn vor allem junge Menschen, englische Begriffe benutzen ohne Sie zu erklären.
Doch wenn ich mich forschend öffne und dieses Situation nicht gleich als ein Generationenproblem und damit als Unhöflichkeit betrachte, kann ich mir eine neue Wahrnehmung erarbeiten. Ich kann sozusagen meinen Begriffshorizont und mein persönliches Begriffsverständnis erweitern und genau damit einen ersten wichtigen Schritt in Richtung “ Gemeinschaftsbildung ” gehen.
Gemeinsamen Begriffsraum erarbeiten
Wie ich ja früher schon mal in dem Beitrag “ Die Begriffspyramide ” angeschaut habe, wird mir immer klarer, das es sehr förderlich ist in jedem “Gemeinschaftsbildungsprozess” fortwährend auch das Finden eines gemeinsamen Begriffsraums im Blick zu haben. So klar für mich in meinem persönlichen Leben jedweder Begriff auch zu sein scheint, in einer neuen Gruppe von Menschen braucht es immer wieder ein respektvolles Erarbeiten eines gemeinsamen Verständnisses.
Eine erweiterte Begriffskultur zulassen
Zurück zum Begriff “Belonging”. Aber was wäre denn nun eine gute Lösung für die oben erwähnte Situation?
- Englische Begriffe komplett vermeiden und nur Deutsche verwenden?
- Englische Begriffe verwenden, aber immer gleich mit erklären?
- Ein Glossar für die Gruppe erstellen und Neulingen den Zugang dazu vorab ermöglichen?
Diese Liste könnte man sicherlich noch weiterführen. In meiner Wahrnehmung wird die Problemlösung auf diesem Weg aber sehr anstrengend. Denn erfahrungsgemäß beschreiben Listen oder ähnliche Textzusammenstellungen oft nur das was schon Vergangenheit ist und eigentlich nur für eine ganz bestimmte Situation hilfreich war. Des weiteren erfordern sie Aufmerksamkeit und wollen gepflegt werden. Es wird also Zeit und Energie benötigt, die vielleicht an anderer Stelle besser wirken kann.
Wenn ich nun vorurteilsfrei an diese Frage herangehe, bietet sich mir vielleicht eine einfachere Lösung an. Die Nutzung des englischen Begriffs kann doch gleichberechtigt neben der Nutzung des deutschen Begriffs stehen bleiben. Es ist vielleicht, wie in einem Begriffsgarten, wo verschiedene Begriffspflanzen in verschiedenen Situationen eine vielfältigere Wahrnehmung des Begriffsraums möglich machen:
- Englische Begriffe haben teilweise einen weiter gefassten Begriffsinhalt. So ist es im englischen viel “normaler” die spezifische Bedeutung jeweils aus dem konkreten Kontext abzuleiten. Somit ist in dieser Sprachkultur quasi grundsätzlich ein kleiner Gemeinschaftsbildungsprozess eingebaut.
- Die Verwendung englischer Begriffe bezieht immer ein internationale Dimension mit ein. So wird die Wahrnehmung unserer Welt als globale Lebensgemeinschaft in und mit Mutter Erde und allen Lebewesen immer mehr in unseren All - Tag mit eingewebt.
- Kann die Verwendung von deutschen Begriffen an manchen Stellen effizienter sein, da sie eben unsere Muttersprache ist und wir - gerade auch in meiner Generation - einfach ein viel tieferes Verständnis für die Begrifflichkeiten haben.
- Genau dieses tiefere Verständnis kann uns aber auch als Vorurteil im Weg stehen.
Bewusstsein über den Begriffsbewusstseinsprozess
So ist es am Ende vielleicht nicht wichtig in jeder Situation den absolut richtigen Begriff zu finden, sondern von Anfang an und immer wieder neu die Bereitschaft für eine grundsätzliche Fehlertoleranz, den transparenten Umgang mit Wissenslücken, die Einbindung von Emotionalität und das Anschauen von behindernden Glaubenssätzen in unseren Umgang miteinander einzubeziehen.
Für mich fasse ich das Zusammen mit dem Merksatz: Es braucht ein Bewusstsein über den permanenten Bewusstwerdungsprozess.